Deutlich gefärbter Haushaltsentwurf 2024/25 der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie Trotz steigender Zahlen Häuslicher Gewalt: Mittelkürzung für Gewaltprävention an Schulen
Und das trotz der gerade erst veröffentlichten Polizeilichen Kriminalstatistik 2022 zu Häuslicher Gewalt, die eine deutliche Steigerung der Fälle zeigt. In Berlin erhöhte sich die Anzahl der Opfer innerfamiliärer/partnerschaftlicher Gewalt um 1.633 auf 17.263 (+10,4%).
„Kinder sind als Augen- und Ohrenzeug*innen von Häuslicher Gewalt immer mitbetroffen. Erlebte wie miterlebte Gewalt steigert das Risiko, später selbst eine gewaltvolle Beziehung zu erdulden oder aber Gewalt in einer Partnerschaft auszuüben. Umso wichtiger ist es, dass bereits Grundschulkinder in unseren Workshops lernen, was Häusliche Gewalt ist, an wen sie sich in ihrem persönlichen Umfeld wenden können, wo es professionelle Hilfeangebote gibt“, so Anne Thiemann, Koordinatorin bei
BIG Prävention.
Vielfache Studien zeigen, dass Häusliche Gewalt darüber hinaus bildungsgefährdend wirkt. Schuldistanz, Schulverweigerung, delinquentes Handeln sowie mangelnde Empathie- und Konfliktfähigkeit sind mögliche Konsequenzen. In den letzten Wochen und Monaten wurde häufig über fehlende Frauenhausplätze berichtet. Dabei wurde auch immer wieder klar, dass es zur Bekämpfung Häuslicher Gewalt nicht nur Schutzplätze, sondern vor allem auch Präventionsarbeit braucht. Daher legt die auch für Berlin verpflichtende Istanbul-Konvention in Artikel 14 einen starken Schwerpunkt auf den Bereich Prävention durch schulische Bildung.
„Das Angebot von BIG Prävention ist in dieser Form deutschlandweit einzigartig. Aus dem In- und Ausland kommen Anfragen zu unserer Arbeit, um dort ähnliche Angebote zu implementieren. Gleichzeitig reichen aber schon jetzt die Mittel nicht, um allein die Anfragen der Berliner Schulen zu bedienen. Eine Warteliste reicht aktuell bis Anfang 2025. Werden die Mittelkürzungen, wie sie jetzt im Haushaltsentwurf zu lesen sind, beschlossen, können wir unser Präventionsangebot nicht mehr fortsetzen“, sagt Doris Felbinger, Geschäftsführerin der Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen.
Weiterhin sind Projekte u.a. aus dem Spektrum geschlechtliche Vielfalt und gegen Rassismus und Antisemitismus teils stark gekürzt oder gar gestrichen. Dieser Haushaltsentwurf trägt eine deutliche Handschrift.
Kontakt: Dr. Doris Felbinger
BIG e.V. – Durlacher Str. 11a – 10715 Berlin, (030) 233 26 85 -00, pr@big-berlin.info
Seit 1993 engagiert sich BIG e.V. für gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die Gewalt in ihrer Entstehung verhindern und zu besserem Schutz und zu angemessener Unterstützung von Frauen und ihren Kindern beitragen. Es ist unser Ziel, die Rechte gewaltbetroffener Frauen zu stärken und dafür Sorge zu tragen, dass Täter stärker in die Verantwortung genommen werden. Kinder, die von Gewalt an ihren Müttern mit betroffen sind, müssen besser geschützt und bei der Intervention stärker berücksichtigt werden. BIG e.V. koordiniert das gemeinsame und abgestimmte Vorgehen aller Stellen, die bei Häuslicher Gewalt involviert sind, und begleitet deren Praxis. In Zusammenarbeit mit zahlreichen Fachleuten der unterschiedlichen Berufsgruppen werden konkrete Unterstützungsangebote entwickelt und umgesetzt.