Pressemitteilung  Häusliche Gewalt macht keine Ferien

2024/07 - 

Alarmierender Anstieg bei Hotline gegen Häusliche Gewalt – Lösungskonzept scheitert am Datenschutz

Berlin, 22.07.2024

Die BIG Hotline gegen Häusliche Gewalt verzeichnete in den vergangenen beiden Monaten einen alarmierenden Anstieg der Anrufzahlen. Mit insgesamt 895 Anrufen im Mai und 814 im Juni erreichte die BIG Hotline die höchsten Anrufzahlen seit noch vor Beginn der Pandemie.Dabei konnte rund 78% der Anruferinnen, die sich in akuter Gefahr befanden, kein Schutzplatz in Berlin vermittelt werden.

„Seit Jahren warnen die Mitarbeiter*innen im Berliner Hilfesystem vor dem dramatischen Mangel an Schutzplätzen in Berlin. Im Mai mussten unsere Mitarbeiter*innen 427 Anruferinnen mittteilen, dass sie ihnen trotz akuter Bedrohung keinen Schutzplatz anbieten können. Während wir letztes Jahr noch davon sprachen, dass jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet wird, stirbt inzwischen jeden zweiten Tag eine Frau. Die Situation verschärft sich und die Arbeitsbedingungen sind für die Mitarbeiter*innen kaum noch tragbar“, so Sama Zavaree, Koordinatorin der BIG Hotline.

Obwohl Studien aus Großbritannien einen Zusammenhang mit der Fußball-Europameisterschaft nahelegten, konnte die Auswertung der BIG Hotline dies nicht bestätigen. Es ist jedoch bekannt, dass die Anrufzahlen im Sommer generell ansteigen.

„Häusliche Gewalt macht keine Ferien. Im Gegenteil: Jedes Jahr im Sommer beobachten wir einen erhöhten Andrang an der Hotline. Die Ferienzeit bedeutet leider nicht für alle Erholung; für manche sind die vielen Wochen gemeinsam verbrachter Freizeit die gefährlichste Zeit im Jahr. So viele Anrufe wie aktuell haben wir aber seit Jahren auch im Sommer nicht erlebt. Und die Zeit nach den Sommerferien, wenn Betroffene wieder ungestörter telefonieren können, steht uns noch bevor“, so Zavaree weiter.

„Das Berliner Hilfesystem hat Konzepte und Angebote, deren Umsetzung und Ausbau Betroffenen Häuslicher Gewalt Sicherheit und einen gewaltfreien Neuanfang ermöglichen würden. Aber der Landesaktionsplan ist hier nicht wie in anderen Bundesländern mit konkreten Zahlen für die Umsetzung hinterlegt. Neben den immer noch nicht ausreichenden Finanzmitteln für mehr Schutzplätze fehlen vor allem Gelder für den Bereich Prävention. So ist unser Präventions-Projekt immer wieder von Kürzungen bedroht, während es gleichzeitig den Andrang an Anfragen kaum bewältigen kann. Allerdings liegt es nicht immer am Geld: Die Einrichtung von multiinstitutionellen Fallkonferenzen scheitert schon seit mehreren Jahren an Bedenken der Berliner Datenschutzbeauftragten“, sagt Doris Felbinger, Geschäftsführerin von BIG e.V.

 

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